Simpler Ergo-Hack: So wird ein Tennisball zum Feinmotoriktrainer

Training von Feinmotorik und Handkraft

 

Ihr wisst: ich liebe simple Therapiemittel und Spielsachen. Einer meiner Favoriten ist ein einfacher Tennisball. Abgesehen von seiner ursprünglichen Funktion als Ball, braucht ihr nämlich nur ein Stanleymesser, einen Filzstift und eine halbe Minute Zeit, und schon habt ihr quasi einen Packman –  in analog.

Tennisball zum Handkrafttraining

Und das Schöne an analogen Dingen ist: man kann wunderbar sensomotorische Fertigkeiten damit trainieren. Um den Tennisball-Packman mit Bohnen, Murmeln, Seidentüchern oder Papierkügelchen zu füttern, braucht man ganz ordentlich Kraft in der Hand und den Fingern, um sein Maul zu öffnen. Die fütternde Hand trainiert den Spitzgriff. Noch komplexer wird die Anforderung, wenn mehrere Murmeln in der Hand gehalten werden, die einzeln der Reihe nach zwischen Daumen und Zeigefinger nach vorne und anschließend in das Maul befördert werden.
Hält eine Hand den Ball und die andere füttert, so lernen beide Hände effektiv zusammenzuarbeiten. Das Kind spürt, welche Hand eher dazu prädestiniert ist zu füttern (Arbeitshand), und welche eher die Haltefunktion übernimmt (Haltehand). So wird auch die Entwicklung der Seitendominanz bzw. Händigkeit unterstützt.
Zusätzlich erfordert es ein gewisses räumliches Planungsvermögen und eine gute Körperwahrnehmung, um die Finger an der richtigen Stelle zu platzieren und das richtige Maß an Kraft aufzuwenden, um das Maul des Tennisball-Packmans zu öffnen.

Und das Beste daran: meiner Erfahrung nach lieben die Kinder den Tennisball-Packman!
Habt ihr es auch schon mit euren Kindern ausprobiert?

Warum dein Kind viel im Matsch spielen sollte, damit es später leichter das Schreiben lernt

Viel taktiler Input fördert die Feinmotorik

 

Was die Schreibschrift damit zu tun hat, wenn sich ein Kind im Sand wälzt, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Als Ergotherapeutin läuft jedoch gleich ein ganzer Film vor dem inneren Auge ab, wenn ich ein Kind dabei beobachte, wie es genüßlich in seinem Essen herummanscht, sich in einer Pfütze suhlt oder mit den Patschehändchen beherzt in den Gatsch greift.

Weiß ich doch, was in diesen Momenten neurophysiologisch in unseren Kleinen abläuft. Spielt ein Kind salopp gesagt viel im und mit Dreck, trainiert es damit massiv seinen Spürsinn. Über die Haut werden verschiedenste Qualitäten von Reizen wahrgenommen, und das Gehirn teilt diese in entsprechende Kategorien ein: weich, rauh, hart, kitzelnd, flauschig und so weiter. Außerdem lernt das Kind seine Körpergrenzen zu spüren – über die Haut erfährt es sozusagen, wo es selbst aufhört und die Umgebung anfängt.

Da das Kind aktiv mit Sand, Matsch, Schaum und Fingerfarben spielt, kommt neben diesem Oberflächenspürsinn auch noch die sogenannte Tiefenwahrnehmung zum Tragen. Wenn das Kind über die Wiese robbt, an den Grasbüscheln reißt und in der Erde wühlt, lernt es etwas darüber, wieviel Kraft es dafür braucht, wieviel Widerstand die Erde bietet und welche Bewegungen es zum Ziel führen.

Die Mischung aus Spürreizen, die über die Haut wahrgenommen werden, und Reizen, die dem Gehirn über Muskeln und Gelenke gemeldet werden, bedient gemeinsam das sogenannte taktil-propriozeptive System. Dieses ist einerseits dafür zuständig, das ein Kind ein realistisches Körperschema entwickelt, das heißt: es „spürt“ sich gut, weiß wo welcher Körperteil ist und schätzt die Größenverhältnisse und Positionen letzterer richtig ein. Je nachdem, welche Reize das Gehirn „geliefert“ bekommt, ordnet es diese ein, greift auf Erfahrungen zurück, gleicht die neuen mit den alten Informationen ab und befiehlt den Muskeln eine bestimmte Bewegung. Je geübter das taktil-propriozeptive System ist, desto besser passt diese Bewegung zur tatsächlichen Situation. Das heißt es wird genau die richtige Kraft eingesetzt, die Bewegung ist weder überschießend noch zu zaghaft und das Kind erreicht, was es vorhatte: die Handlung führt also zum Ziel und das Kind hat ein Erfolgserlebnis.
Speziell die Hände werden durch eine gut funktionierende taktil-propriozeptive Reizverarbeitung zu unserem wichtigsten Werkzeug ausgebildet, auf das wir uns jederzeit verlassen können. Und die Königsdisziplin der Feinmotorik ist die Handschrift. Denn diese ist aus sensomotorischer Sicht tatsächlich eine sehr komplexe Angelegenheit.

Erwischt ihr euer Kind also das nächste Mal dabei, wie es völlig verschlammt vom Spielplatz kommt, sich im Garten auf die sumpfigste Stelle stürzt, sich das Kartoffelpüree überall am Körper verteilt nur nicht in den Mund hinein, mit Freude eure teuren Lippenstifte und Cremes zum Bodypainting benutzt oder mit Papas Rasierschaum eure Terrassentür verschönert, versucht es positiv zu sehen: es lernt gerade was fürs Leben. Und je mehr ein Kind diese Erfahrungen machen kann, desto leichter entwickelt sich die Fein- und damit später auch die Schreibmotorik.

Warum Kluppen in keiner Spielzeugkiste fehlen sollten ODER Was geht eigentlich im Hirn einer Ergotherapeutin vor?

 

Ergotherapie: Feinmotorik trainieren mit Wäscheklammern

Wäscheklammern – oder liebevoll-österreichisch: Klupperl – tauchen eigentlich täglich in meinen Therapieeinheiten auf. Egal ob auf der Schaukel (um die Segel am Piratenschiff zu befestigen), auf der Sprossenwand (wo regelmäßig gefangene Fische, geborgene Schätze oder gesammelte Bildchen aufgehängt werden), als kleine Zange (mit der man z.B. glitschige Springfrösche oder „giftige“ Murmeln über einen Parcours transportieren kann) oder beim Basteln (z.B. als aufgesteckte Strahlen einer Sonne oder Stacheln eines Igels).

In der Ergotherapie sieht es ja oft so aus, als würden wir „einfach nur spielen“. Genauso kann man die Klupperl als etwas sehen, das halt Spaß macht und womit sich wunderbar spielen lässt.

Allerdings überlege ich mir als Ergotherapeutin schon genau, warum ich bei welchem Kind in welcher Situation Wäscheklammern mit ins Therapiespiel einbinde. Ein Kind mit schwacher Muskelspannung trainiert die Fingerkraft. Hat ein Kind Schwierigkeiten mit der adäquaten Stifthaltung und mit der Feinmotorik, wird mithilfe der Kluppe die isolierte Fingerbeweglichkeit und der Spitz- bzw. Schlüsselgriff geübt. Etwas mit einer Wäscheklammer aufzuhängen erfordert die Koordination beider Hände, unterstützt also Kinder mit Schwierigkeiten in der Händigkeitsentwicklung bzw. der Aufeinanderabstimmung der zwei Körperhälften. Benutzt ein Kind regelmäßig zuviel oder zuwenig Kraft, trainiert es anhand von verschieden starken Klammern seine Kraftdosierung. Das Aufstecken einer Wäscheklammer erfordert das genaue Hinsehen, ist also auch etwas für ein Kind, das visuell leicht abgelenkt ist oder Schwierigkeiten hat, mit den Augen zu verfolgen, was seine Hände gerade tun (was man z.B. im Alltag daran merkt, dass ein Kind eventuell beim Schreiben nicht in der Zeile bleibt). Um etwas mit einem Klupperl aufzuhängen, muss ein Kind kognitiv bzw. räumlich-visuell in der Lage sein, das Klupperl und das aufzuhängende Objekt in die richtige Position zu bringen. Ein Kind mit einer Körperwahrnehmungsschwäche muss die Bewegung planen, spüren, ob „es passt“ oder ob es etwas an seinem Bewegungsplan ändern muss, und die taktil-kinästhetischen Informationen der Handlung verarbeiten, um sie idealerweise beim nächsten Mal wieder abrufen zu können.

Je nachdem, worum es mir gerade geht, gestalte ich die Situation dem Kind entsprechend anders – helfe in manchen Bereichen mehr, in manchen weniger, greife an bestimmten Punkten ein oder eben nicht. Und beim nächsten Kind steht dann wieder ein anderer Aspekt im Mittelpunkt – und unter Umständen reagiere ich an bestimmten Stellen im Spiel ganz anders als beim Kind zuvor, „kitzle“ was anderes aus dem Kind heraus, obwohl die Aktivität an sich dieselbe ist.

Tatächlich kann es aber auch mal passieren, dass man die Kluppen „einfach nur so“ gibt, weil sie sich gerade schön in das Spiel einfügen – der therapeutische Fokus aber gerade auf ganz etwas anderem liegt als auf der Wäscheklammer.

Das heißt es ist für Aussenstehende gar nicht so einfach zu erkennen, was in meinem Ergotherapeutinnen-Hirn so vor sich geht, wenn ich einem Kind Wäscheklammern (oder auch sonstige Objekte) in die Hand gebe. Denn wahrscheinlich rattert es da drin grad gewaltig – während es für euch einfach so aussieht, als gäbe ich dem Kind halt eine Wäscheklammer und fertig.

Natürlich müsst ihr als Eltern auch gar nicht so genau wissen, für welche Fähigkeiten und Fertigkeiten ihr die Wäscheklammern einsetzen könnt. Es reicht zu wissen: Wäscheklammern sind eine großartige Sache für eure Kinder 🙂

So unterstützt du die Entwicklung der Händigkeit bei deinem Kind von Anfang an

Rechts- oder Linkshänder?

An sich bin ich als Ergotherapeutin sensibilisiert auf das Thema Händigkeit, und in meinem Berufsalltag ist es mir bereits in Fleisch und Blut übergegangen, auf eine Seitenpräferenz bei Kindern zu achten.

Unser Kleiner ist noch nicht einmal ganz ein Jahr alt und somit weit davon entfernt, eine klare Händigkeit zu zeigen. Aber ich ertappe mich ab und zu dabei, dass ein gewisser Umgang, der für mich als Ergotherapeutin ganz selbstverständlich ist, für mich als „normale Mama“ im nicht-therapeutischen Alltag gar nicht so einfach umsetzbar ist.

Obwohl ich also in dem Bereich geschult bin, passiert es mir immer wieder, dass ich unwillkürlich Einfluss nehme auf die Händigkeit meines Babys. Einerseits sollte man sich nicht so einen Kopf machen, denn ein sensomotorisch normal entwickeltes Kind wird sich nicht so schnell „umpolen“ lassen, und da macht es keinen Sinn, wenn man sich über jeden Handgriff Gedanken macht und darüber ganz den natürlichen Umgang mit seinem Kind verliert.

Dennoch habe ich andererseits in der Praxis oft mit Kindern zu tun, die insgesamt ein bisserl „patschert“ sind – und sehr häufig wirkt sich das auch auf die Entwicklung der Händigkeit aus, insoferne, dass z.B. manch 5-Jähriger immer noch unentschlossen ist, ob er nun Rechts- oder Linkshänder ist. Oft geht es hier in Wirklichkeit nicht mehr darum, mit welcher Hand das Kind geschickter schreibt, schneidet oder isst, sondern eher darum, welche der beiden Hände die weniger ungeschickte ist… Manche Eltern denken in so einem Fall, dass ihr Kind beidhändig sei. Eine echte Beidhändigkeit, bei der beide Seiten gleich geschickt sind, ist jedoch sehr, sehr selten. Meistens steckt hinter so einer „Beidhändigkeit“ doch eine Schwäche in der Lateralitätsentwicklung.

Solche Kinder lassen sich in ihrer Entwicklung natürlich auch unbewusst beeinflussen – denn wenn ich selbst nicht recht spüre, welche Hand ich besser verwenden soll, orientiere ich mich umso mehr an meiner Umgebung und meinen Vorbildern. Und so kann es sein, dass sich in einem Kind, das auf den ersten Blick häufiger die rechte Hand benutzt, ein unabsichtlich umgelernter Linkshänder verbirgt.

Wie wir unwillkürlich Einfluss auf die Händigkeit unserer Kinder nehmen? Wenn wir selbst Linkshänder sind, tendieren wir dazu, z.B. ganz automatisch den Trinkbecher auf die linke Seite des Kindes zu stellen. Dem Kind den Löffel, die Zahnbürste oder die Wachskreide in die linke Hand zu drücken. Spielsachen eher links vom Kind anzubieten. Und nach der linken Seite zu greifen, wenn wir die Hand des Kindes führen, um ihm zu zeigen, wie es z.B. einen Verschluss auf- oder zumacht, Knöpfe bedient oder Seiten umblättert. Natürlich – für uns macht das ja Sinn, da wir uns logischerweise mit unserer dominanten Seite als Arbeitshand um einiges leichter tun.

Idealerweise bietest du also von Anfang an deinem Baby Gegenstände von der Mitte aus an. Der Trinkbecher und der Löffel kommen also direkt mittig vor das Kind. Bzw. versuche, beide Seiten gleichwertig mit einzubeziehen. Das Spielzeug mal rechts, mal links hinlegen. Abwarten, mit welcher Hand das Kind spontan hingreift, und ihm dann mit dieser Hand helfen.

Übrigens ist es ganz normal, dass kleine Kinder oft zwischen beiden Händen hin und her wechseln. Sie müssen ja erst für sich herausfinden, welche Hand für welche Tätigkeit am besten geeignet ist. Indem du dem Kind viele Tätigkeiten anbietest, für die es beide Hände braucht (auffädeln, Verschlüsse öffnen, Dinge zusammenstecken, etwas einhämmern, etwas aus einem Gefäß holen, etwas zerreißen, etc.) unterstützt du dein Kind dabei, mit Arbeits- bzw. Haltehand zu experimentieren.

Sogenannte Kreuzkoordinationsbewegungen sind ebenfalls wichtig für die Entwicklung der Händigkeit. Dazu zählen z.B. das Krabbeln (womit sich unsere kleine Rübe übrigens noch schwer tut), Klettern, Laufen mit gegengleichem Armpendel, Seilziehen, alles „Aerobic-Artige“, bei dem Arme und/oder Beine über Kreuz bewegt werden, und jede Bewegung, bei der mit einer Hand auf die andere Körperseite hinübergegriffen wird, um z.B. mit der rechten Hand etwas von links zu holen.

Übrigens ist es gar nicht so selten, dass die Seitenpräferenz später nicht komplett unilateral ist. Es kann also durchaus sein, dass jemand, der Rechtshänder ist, geschickter mit dem linken Bein Fußball spielt. Es kommt vor, dass jemand grobmotorisch rechtshändig ist (z.B. beim Werfen), feinmotorisch aber mit der linken Hand besser dran ist. Letztendlich ist das nicht so wesentlich. Ein Problem kann dann entstehen, wenn innerhalb derselben Aktivität die Seite gewechselt wird – d.h. mal wirft das Kind rechts, mal links, mal schreibt es rechts, mal links,… denn so wird die Ausführung „umständlich“ und das Kind entwickelt weder auf der einen noch der anderen Seite Sicherheit in der Bewegung. Schneidet es jedoch geschickt (und ausschließlich) mit der rechten Hand, obwohl es sonst Linkshänder ist, kann man es auch durchaus dabei belassen.

Ist ein Kind im Jahr vor der Schule noch unentschlossen, sollte jedenfalls ein Händigkeitsscreening gemacht werden, damit das Kind zu Schulbeginn eine klare Schreibhand hat. Ob man Kinder, die sich zu einem späteren Zeitpunkt als „Umgelernte“ herausstellen, wieder „zurücklernen“ lassen soll, darüber scheiden sich die Geister. Meiner Meinung nach ist dies in jedem individuellen Fall und je nach Leidensdruck zu entscheiden.

Wie ist das bei euren Kindern? Wann wart ihr euch das erste Mal sicher, dass euer Kind ein Rechts- oder eine Linkshänderin sind?

Von Freude und Frust im Alltag eines Kindes – der Blick einer Ergotherapeutin auf ihr Baby

Babyhand

 

Mein Baby ist momentan fast 11 Monate alt und schwerstens auf Entdeckungstour durch dieses Abenteuer namens Leben. Und die Welt reißt den Kleinen einerseits zu Begeisterungsstürmen hin, andererseits ist sie auch ein ewiger Quell von Frustration: ständig sind da Sachen, die man nicht haben darf. Dinge, die man tun will, aber noch nicht kann. Spannende Objekte, die man grade noch nicht erreicht. Türen, die aufgehen, sich aber gemeinerweise wieder schließen, bevor man es geschafft hat hindurch zu schauen. Spannende Geräusche hören plötzlich wieder auf. Irgendwas rollt weg. Etwas anderes lässt sich nicht verschieben. Das Sofa ist zu hoch um hinauf zu klettern. Das Steinchen muss man wieder ausspucken – dabei hat man sich so bemüht, es zu erwischen. Alles ist zu weit weg, zu schwierig und so verdammt wenig beeinflussbar. Keiner versteht was man sagen will. Und überhaupt. Es ist einfach ständig alles zum Plärren.

Aber wie groß ist der Stolz im Blick, wenn doch ein Ding der Begierde ergattert wurde und triumphierend damit gewachelt wird.

Bei Babys haben wir meist noch großes Verständnis dafür, dass die kleinen Dinge des Alltags sehr frustrierend sein können. Bei älteren Kindern setzen wir aber schon mehr Frustrationstoleranz voraus – die Gleichaltrigen können das ja auch! Oder nicht?

Kinder in der Ergotherapie geht es in Wirklichkeit oft gleich wie meinem Baby. Sie wollen, können aber nicht. Die Finger sind zu ungeschickt, die eigenen Füße im Weg, im Gehirn ist zuviel los, sie können sich häufig schwer ausdrücken und es prasseln einfach zu viele Reize und Anforderungen auf sie ein. Und wir Erwachsenen werden dann leicht ungeduldig. Mach schneller. Stell dich nicht so an. Ist doch ganz einfach. Trödel nicht.

Kann man es den Kindern dann verdenken, dass sie irgendwann nicht mehr nur nicht können, sondern auch gar nicht mehr wollen?

Daran erinnert mich mein Baby in letzter Zeit. Mit dem Unterschied, dass mein Baby deutlich mehr Erfolgs- als Misserfolgserlebnisse hat und daher motiviert ist, dranzubleiben – was bei vielen Kindern in der Ergotherapie aber nicht der Fall ist. Meiner Erfahrung nach trödeln die wenigsten Kinder um uns zu ärgern, verweigern um uns zu provozieren, oder bocken um uns den letzten Nerv zu rauben. Sondern sie sind schlicht und einfach überfordert.

Daher geht es bei vielen Kindern in der Ergotherapie anfangs, bevor man sich überhaupt den therapeutisch-funktionellen Themen widmen kann, um ganz grundlegende Dinge: es zumindest einmal versuchen. Dabei bleiben. Es wieder versuchen. Sich selbst als wirksam erleben. Etwas erreichen können. Zeit und Raum haben, um sich auszuprobieren. Einfach wieder Spaß am Tun haben – unabhängig vom Ergebnis. Sich mutig und zuversichtlich der Herausforderung stellen.

Ist das einmal geschafft, kommt vieles in Wirklichkeit wieder von allein. Denn jedes Kind möchte sich von Natur aus weiterentwickeln und dazulernen. Und wir sind dazu da, sie dabei zu begleiten und so viel zu helfen wie nötig – aber so wenig wie möglich.