Warum Schaukeln die Konzentration deines Kindes fördert

Ergotherapie: Schaukeln in der Hängematte
Hängematte in der Ergotherapie

 

Wer schon mal in einen Ergotherapieraum für Kinder geschaut hat, der weiß: wir ErgotherapeutInnen stehen auf Schaukeln.
Die große Plattformschaukel wird zum Segelschiff und fordert die Balancefähigkeiten des kleinen Kapitäns, der sein Boot tapfer durch den Sturm navigiert. Am Bauch liegend in der Hängematte schießt die Astronautin mit ihrer Rakete ins All hinauf und kommt mit kräftigen Rücken- und Nackenmuskeln wieder zurück auf die Erde. Am Trapez hängend schwingt Tarzan über wilde Bäche und braucht eine Menge Bauchmuskeln, um die Beine hoch genug und sich nicht die Zehen von Piranhas anknabbern zu lassen. Es werden Pferde geritten (Reifenschaukel), Motorräder gefahren (Zylinderschaukel) und weiß der Kuckuck was einem noch so alles an einem langen Therapietag einfällt.

Schaukeln sind also eine wunderbare Möglichkeit, wie man verschiedenste sensomotorische Fähigkeiten spielerisch trainieren kann. Wie aber fördert das Schaukeln die Konzentration?

Wie ich vor einiger Zeit schon einmal erklärt habe, ist es manchmal nicht ganz leicht, auf den ersten Blick zu erkennen, was eigentlich im Hirn einer Ergotherapeutin vorgeht – und auch im Falle eines Kindes, das aufgrund einer Konzentrationsschwäche zu mir kommt, erschließt sich den erstaunten Eltern unter Umständen nicht gleich, warum ich häufig Schaukeln in die Therapiestunde einbaue.

Nun, wer sich jetzt eine einfache Erklärung wünscht, wird leider enttäuscht werden – dazu ist das menschliche Gehirn zu komplex. An dieser Stelle verzichte ich aber auf komplizierte neurophysiologische Erläuterungen. Nur soviel sei gesagt: die Aufmerksamkeitssteuerung – sprich das, was landläufig als Konzentration bezeichnet wird – entsteht im selben Hirnareal, in dem auch Gleichgewichtsreize verarbeitet werden. Schaukeln spricht durch die starke Aktivierung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr dieses Hirnareal an, wodurch auch die Konzentrationsleistung beeinflusst werden kann – positiv sowie negativ. Sehr wilde, kreiselnde Schaukelspiele können zum Beispiel dazu führen, dass ein Kind konfus wird, sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne „seine Mitte verliert“ und „überdreht“ ist, und anschließend eine Weile braucht, um wieder runterzukommen und sich wieder fokussieren zu können.
Sehr geradlinige, rhythmische Schaukelbewegungen hingegen, oft in Kombination mit einem klaren Ziel (wie z.B. einen Ball von der Schaukel aus in einen Korb zu werfen), fördern im Allgemeinen die Aufmerksamkeit. Ebenso Aufgaben, bei denen die Balance herausgefordert wird, z.B. wenn auf der wackeligen Schaukel kniend oder stehend Tücher an der Schaukel befestigt werden müssen.

Seid ihr schon mal auf einer Slackline balanciert oder habt es zumindest versucht? Dann wisst ihr, dass das Gleichgewicht zu halten höchste Konzentration erfordert. Das gilt auch umgekehrt: Konzentration funktioniert um vieles besser mit einem guten Gleichgewicht. Drum: lasst eure Kinder schaukeln, kopfüber hängen, schwingen und balancieren – etwas plakativ ausgedrückt: es macht Spaß und gescheit 😉

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